Gehören Sie zu den Glücklichen, aus deren Kofferraum man immer und jederzeit essen könnte?
Ich nicht.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich dies bedauern soll, 
denn so ein Kofferraum kann ungeahnte Möglichkeiten bieten......

 

Kofferraum - Räumerei

Ein PKW ist ein Kraftfahrzeug, dessen Aufgabe es ist, seine Insassen – die zumeist ohnehin nur aus einer einzigen Person bestehen – von A nach B zu befördern. Dabei sind auch einige entsprechende Gepäckstücke mit eingeschlossen. Normalerweise. Nicht so bei meinem Auto, denn aus irgendeinem mir nicht erfindlichen Grund ist mein Kofferraum immer – na ja, sagen wir – gut ausgelastet.

Dabei nehme ich sicherlich nur wichtige und nützliche Dinge mit. Da wären einmal Autoapotheke und Pannendreieck. Letzteres in doppelter Ausführung. Das kann man sicherlich gebrauchen, vor allem deshalb, weil bei einem der Beiden in der Mitte ein Warnhinweis zu lesen ist. Ich weiß zwar nicht mehr, welcher – war das jetzt Polizei oder Radar oder doch etwas anderes? Aber irgendwann kann ich dieses Dreieck sicher verwenden.

Natürlich muß auch ein Starterkabel vorhanden sein, sowie eine Werkzeugkiste. Man könnte ja mitten auf der Autobahn einen Kolbenreiber oder eine Motorexplosion erleben, dazu muß entsprechendes Werkzeug ausreichend vorhanden sein: Hammer, Nägel, Lötkolben, Bohrmaschine, Heißklebepistole mit genügend Sticks usw.

Ebenfalls zum Betrieb eines Kraftfahrzeuges unerläßlich sind Reservebenzinkanister, zwei oder drei Flaschen Motoröl, Frostschutz sowohl für den Kühler als auch für die Scheibenwaschanlage, für letztere noch zusätzlich ein Reinigungszusatz. Wobei sich gerade hier ein interessanter Effekt zeigt: wenn man nun eine dieser Flüssigkeiten dringend  benötigt, dann ist gerade dieser eine entsprechende Behälter leer, alle anderen sind wohlbefüllt. Wie das passieren kann, ist mir ein Rätsel.

In derartigen Notsituationen habe ich schon ernstlich darüber nachgedacht, die Flüssigkeiten auszutauschen bzw. ersatzweise einzufüllen. Man verwendet doch auch Benzin zum Putzen, warum also nicht auch in der Scheibenwaschanlage? Allerdings müßte man sicher sein, daß nicht gerade beim Betätigen derselben ein voranfahrender Lenker eine Zigarettenkippe aus dem Fenster wirft.

Ich bin dann zu der Erkenntnis gekommen, daß andere Kombinationen eventuell weniger effektiv sein würden: etwa Spülmittel im Tank oder Öl in der Scheibenwaschanlage – obwohl: Zündkerzen müssen schließlich auch geputzt werden!

Weiters unentbehrlich im Kofferraum ist eine Kiste mit diversem Kleinmaterial, etwa Zündkerzen oder Lampenbox, die abgefahrenen Bremsklötze vom letzten Wechsel als Muster für den Kauf der nächsten, Sicherungen, Klebeband in verschiedenen Farben, Bindschnur, Lusterklemmen, ein Paket Manner-Schnitten und Nähzeug für den Notfall.

Dazu kommt noch ein Sack mit Schnüren und Gurten zur Befestigung von Lasten. Bei genauerem Nachdenken fällt mir ein, daß ich zwar weder eine Anhängevorrichtung noch einen Dachgepäcksträger besitze, aber Gurten und Seile können immer nützen.

Und ein weiterer Sack, vollgefüllt mit Plastiktragtaschen – sogenannten Jugo-Koffern – für alle Eventualitäten muß ebenfalls vorhanden sein. Marcel Prawy wurde berühmt damit und bewahrte Reichtümer darin auf.

So von Zeit zu Zeit – etwa einmal im Jahr – überfällt mich ein unheimlicher Drang, Ordnung zu schaffen. Es gelingt mir zwar manches Mal mit großen Mühen, diesen Drang erfolgreich zu bekämpfen, aber einmal ist es dann doch soweit: ich räume meinen Kofferraum komplett aus und wieder geordnet ein. Man sollte es nicht für möglich halten, was alles in so einen Kofferraum eines Mittelklassewagens hineinpaßt! Diesen Herbst entdeckte ich dabei übrigens auch die Liegetücher, die ich während des ganzen Sommers gesucht habe, wenn ich zum Badesee gefahren bin.

Bei diesen Ordnungsritualen trenne ich mich auch regelmäßig von nicht mehr brauchbaren Dingen, damit endlich mehr Platz im Kofferraum wird und man doch einmal eine - wenn auch kleine – Tasche hier verstauen kann. Dazu richte ich mir eine Behälter für den Müll her, etwa einen leeren Bananenkarton. Wenn der Kofferraum dann wieder ordnungsgemäß eingeräumt ist, stelle ich den leer gebliebenen Bananenkarton zum Altpapier. Man kann eben doch alles irgendwann wieder verwenden.

Sehr selten allerdings finde ich dann doch das eine oder andere Stück, das nun endlich ausgedient hat und zu nichts mehr verwendbar ist. Es kommt dann sofort, ohne zu zögern, in die Bananenschachtel und wird entsorgt. Am nächsten oder übernächsten Tag ärgere ich mich dann über diese Verschwendung, weil ich genau dieses Teil  dringend benötigen würde.

Ich werde auch weiterhin in meinem fünfsitzigen Fahrzeug maximal drei Personen befördern, damit auf der Rückbank noch genügend Platz für das Gepäck meiner Fahrgäste übrig bleibt.